Offshore
Die Offshore-Windenergie etabliert sich immer weiter im deutschen Strommix. Bis 2030 sollen 30 Gigawatt (GW) bis zum Jahr 2035 mindestens 40 GW und bis zum Jahr 2045 mindestens 70 GW Leistung auf Nord- und Ostsee installiert werden. Ein stetiger Ausbau ermöglicht Kostensenkungen auf Basis optimierter Anlagentechnologie und verbesserter Betriebskonzepte. In der Branche arbeiten zurzeit rund 30.100 Menschen.
Starke und stetig wehende Winde auf hoher See machen die Offshore-Windenergie interessant. Die Energieausbeute liegt aufgrund höherer Volllaststunden doppelt so hoch wie bei vergleichbaren Anlagen an Land. Aus diesem Grund leisten Windparks auf dem Meer einen stetig wachsenden Beitrag zur Energieversorgung. Die Offshore-Windenergie hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 insgesamt 13,8 TWh Strom erzeugt.
In Deutschland läuft der Ausbau mit Hochdruck. Mitte 2024 waren vor den deutschen Küsten insgesamt 1.602 Offshore-Windenergieanlagen mit zusammen etwa 8.858 Megawatt (MW) installierter Leistung am Netz. Um die Ausbauziele für die Offshore-Windenergie zu erreichen, legt das Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) im Flächenentwicklungsplan (FEP) stetig neue Flächen für den künftigen Ausbau fest. Der letzte Entwurf vom Juni 2024 sieht zeitliche Festlegungen für Windenergieflächen und Netzanbindungssysteme bis zum Jahr 2037 vor.
Rahmenbedingungen durch das EEG
Offshore-Windenergieprojekte, die nach 2021 in Betrieb gehen, müssen sich gemäß EEG 2017 in Ausschreibungen um eine Förderung bewerben. Die erste Ausschreibungsrunde fand im März 2017 statt. Bis 2018 werden 3,1 GW installierter Leistung mit Betriebsbeginn in den Jahren 2021-2025 ausgeschrieben. Ab 2021 sollen dann jährlich 700 bis 900 MW (für die Inbetriebnahme zwischen 2026 und 2030) ausgeschrieben werden. Ziel sind 15 GW installierter Leistung im Jahr 2030.
Hightech in Nord- und Ostsee
Die deutsche Offshore-Windenergie arbeitet unter besonderen Bedingungen. Aus Naturschutzgründen (Schutz des Wattenmeers) und um Auswirkungen auf das Landschaftsbild auszuschließen, sehen die deutschen Offshore-Projekte – im Gegensatz zu skandinavischen und britischen Projekten – Standorte weit vor der Küste in bis zu 40 Metern Wassertiefe vor. Viele geeignete Flächen liegen deshalb außerhalb der 12-Seemeilen-Zone (also mindestens 22,2 km von der Küste entfernt) in der „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ (AWZ). Die technischen Anforderungen (Fundamente, Turmbau, Kabellegung, Logistik und Wartung) sind hierbei um ein Vielfaches höher als beim Bau von Anlagen direkt vor der Küste. Auch der Wartung auf hoher See und der regelmäßigen Zustandsüberwachung kommt durch die konstante Einwirkung von Salzwasser, Stürmen und Gezeiten eine zentrale Bedeutung zu.
Planung und Genehmigung
Für die Genehmigung von Offshore-Windparks außerhalb der 12-Seemeilenzone, also für Standorte in der AWZ, ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zuständig. Die Genehmigung erfolgt dabei nach eingehender Prüfung der Folgen für Ökosysteme, Fischerei, Schifffahrt und Militär. Für Anträge innerhalb der 12-Seemeilen-Zone sind die Behörden des jeweils anliegenden Bundeslands zuständig.
Küstenregionen profitieren
Die Entwicklung der deutschen Offshore-Windenergienutzung hat bislang etwa 24.500 (Stand 2019) Arbeitsplätze geschaffen. Diese verteilen sich nicht nur in Küstennähe, sondern aufgrund der industriellen Wertschöpfungskette auch in den Ballungsräumen Süd- und Westdeutschlands, wo wichtige Bauteile wie Lager, Getriebe und Generatoren hergestellt werden.
In besonderer Weise profitieren aber die Küstenregionen von der Entwicklung. Häfen an Nord- und Ostsee haben sich auf die Offshore-Windenergie eingestellt. So wurden und werden Erweiterungsflächen zur Ansiedlung von Anlagen- und Komponentenherstellern geschaffen und Schwerlast-Terminals und Anlegestellen für Spezialschiffe der Branche gebaut. Zudem wurde für die nötige Tragfähigkeit der Verkehrsflächen gesorgt, um die hunderte Tonnen schweren Fundamente und Anlagenkomponenten zu transportieren.
In speziellen Schulungszentren werden Mitarbeiter in Service, Wartung und Montage ausgebildet. In Leitzentralen wird der Betrieb der Anlagen überwacht. Hinzu kommen beauftragte Dienstleister wie Helikopter-Service, Logistiker, wissenschaftliche Gutachter, Kabelleger und Reedereien.
Service und Wartung
Bei Anlagenausfällen geht Betreibern von Offshore-Windparks wegen der hohen Erträge der Multimegawatt-Anlagen viel Geld verloren. Erst recht, wenn sich die Reparatur witterungsbedingt verzögert. Entsprechend sind zuverlässige Anlagen und ausgefeilte Service- und Wartungskonzepte gefragt. Elektronische Anlagen-Fernüberwachung und redundante Systeme sind Standard, regelmäßige Inspektion und Wartung von Fundamenten, Rotorblättern oder Kabelanschlüssen unabdingbar. Experten schätzen, dass Service und Wartung bis zu ein Viertel der Kosten von Offshore-Windparks ausmachen, während die Anlagen selbst mit circa einem Drittel zu Buche schlagen.
Zum Vergleich: An Land machen die Kosten der Anlagen zwei Drittel der Gesamtkosten aus, während der Anteil von Service und Wartung im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt. Neben Kosten muss die Offshore-Branche Herausforderungen in der Ersatzteil- und Personallogistik meistern. Gerade bei schwerer See sind Serviceteams durch mehrstündige Anfahrten und schwierige Übergänge vom Schiff zur WEA hohen Belastungen ausgesetzt. Helikopter-Transfers gehen schneller, sind aber teurer und müssen bei Nebel und starkem Wind oft ganz ausfallen.